Lädlesausflug nach Beuren
So viele waren wir noch nie auf einem Ausflug! 48 Leute! Und das bei dem Sauwetter – Temperaturen auf der rauen Alb ca. 13 Grad, windig, und viel Regen – hauptsächlich morgens bei der Ankunft, bei der Abreise um 15.30 Uhr war’s trocken.
Da sieht man mal wieder, was wir für eine tolle Truppe sind. Alle stehen morgens wind- und wasserdicht verpackt – und, da eine Kontrolle angedroht war, auch in langen Unterhosen – pünktlich um 8.45 Uhr vor dem Lädle, schwer bepackt mit Schüsseln, Gläsern, Vesperbrettle. Auch unser sehr netter Busfahrer, Ahmed (nicht Achmed, er kommt nicht aus der Türkei sondern aus Pakistan) kommt super pünktlich schon kurz nach halb neun.
Nun wird er endlich wahr, unser für 2020 geplanter Ausflug nach Beuren in’s Freilichtmuseum. Erst mussten wir wegen Corona absagen, 2021 haben wir dann gar nicht erst neu gebucht, weil’s ja noch nicht besser aussah. Dafür haben wir jetzt etwas „fetter“ geplant und uns einen Bus und ein gemeinsames Abendessen im Ochsen in Aichelberg gegönnt.
Busfahren ist schön. Die Kinderbande sitzt auf den hinteren Bänken und fängt schon bald an zu singen. „Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da“ und alle singen mit (es gibt Textblätter), „Bunt sind schon die Wälder und „Hoch auf dem gelben Wagen“ und „auf der schwäbsche Eisebahna“. Viel zu schnell sind wir da nach einer ¾ Stunde.
Zum Glück sind wir so viele, denn es gibt jede Menge zum Ausladen: Bierkisten, Sekt- und Weinflaschen, Apfelsaft, Sprudel, Backzutaten, Butter, Sahne und und und. Anke hat ein Leiterwägele mitgebracht und an der Kasse bekommen wir nochmal 3 Stück (eines davon hat schon gleich einen Plattfuss!)
Im strömenden Regen, aber fröhlichen Mutes ziehen wir gemeinsam unsere schwer beladenen Kärren den Schotterweg hoch zum Schafstall, wo erst mal alles trocken untergestellt wird.
Dann heißt es aber zackig wieder runtergehen zum Eingang, denn dort warten schon (relativ ungeduldig) Frau Schäfer, die Backfrau und Frau Gluiber, die Melkfrau und die Kinderfrau.
Schnell teilen wir uns auf in zwei große Gruppen (16 Melker und 16 Bäcker) und folgen unseren Führerinnen. Annette und Alex opfern sich als Unterstützung für die Kinderbetreuung.
Während die Bäcker gleich frisch zur Tat schreiten und die Hände in den mitgebrachten Teigschüsseln versenken, bekommen die Melker (Kühe machen Mühe, heißt die Aktion) erst mal einen ausführlichen Vortrag über die Entstehung des Freilichtmuseums, die Herkunft und das Versetzen der alten Bauernhäuser. Dann werden 2 interessante alte Bauernhäuser von innen besichtigt und wir erfahren einiges über die soziale Rangordnung vor 150 Jahren (Roßbauern waren die Reichsten im Dorf, die Armen hatten nicht mal Kühe, höchstens Ziegen). Aber dann dürfen wir doch auch aktiv werden und mit der Sense mähen (Franz kann’s am besten, Ulf hat auch Ambitionen auf eine zweite Karriere als Knecht) und hinterher endlich melken. Die Kühe sind formschön, sanft und pflegeleicht und aus Holz. Mit einem Nachttopf-ähnlichen Plastikeinsatz mit 4 Zitzen unten dran.
Wir installieren 5 Stück davon und taufen sie Elsa, Lisa, Frieda, Brunhilde und Resi. Immer 2 Leute sitzen sich auf den Melkschemeln gegenüber und versuchen den darunter stehenden Eimer durch Melken zu füllen. “Mit Daumen und Zeigefinger einen Ring formen und mit den anderen 3 Fingern nach unten streichen“. Das ist viel einfacher als wir dachten. Alle können’s auf Anhieb. Es dauert nur ewig, bis so ein Euter leer ist – wir nehmen’s raus und leeren es aus – war ja eh nur Wasser drin!
Es ist kalt und ungemütlich draußen. Aber innen in den Scheunen auch, denn es zieht überall durch.
Jetzt wird’s höchste Zeit, dass wir irgendwo einen Begrüßungssekt trinken, die Bäcker sind uns schon um mehrere Gläser voraus! Unsere nächste Aktion, Butterherstellung (in einer nicht ganz so kalten Scheuer), erfordert glücklicherweise nur 1 Hand zum Gläsle mit Schraubdeckel schütteln (zu ca. 2/3 gefüllt mit H-Sahne). Mit der freien Hand halten wir das Sektglas, während sich die Sahne langsam verfestigt. Netterweise kommen die Kinder und Annette (durchgefroren, die Arme!) zur Unterstützung und alle schütteln wie die Weltmeister.
Welche Freude, als sich so langsam in den Sahnegläsern feste Flocken bilden die immer größer werden – Butter. Die Flüssigkeit darum herum ist keine Molke, sieht nur so aus. Man kann’s trinken oder wegleeren. Dann noch ein paar Kräuter in’s Gläsle und weiterschütteln – Kräuterbutter.
Die Kinder haben – die ganze Zeit im Freien – schöne alte Spiele gemacht – Seilziehen, Reifen laufen lassen, Ringe werfen und waren mit viel Freude dabei.
Inzwischen haben die Bäcker/innen wunderbare und vielfältige Backwaren gezaubert – Weckle mit verschiedenen Saaten, Dätscher und Apfelkuchen und rufen uns zum Essen. Wir tragen unsere Buttergläsle zum Schafstall, wo ein üppiges Büffet auf uns wartet. Außer den Backerzeugnissen gibt’s noch Landjäger und Käse aus dem Lädle und vor allem jede Menge Getränke. Alle Türen und Fenster des Schafstalls sind dicht und wir haben ein paar Bänke und Tische aufgestellt. So lässt sich’s gut aushalten. Nach dem Essen nutzen wir die Gelegenheit zu einem Gruppenfoto – so viele Aktive bekommen wir nicht mehr so schnell zusammen. Alle schauen sehr fröhlich drein.
Nachdem jetzt alle Aktivitäten zu unserer vollsten Zufriedenheit abgehakt sind, haben wir noch 2 Std. bis zur Abfahrt. Die einen laufen bissle durch’s Gelände, die meisten zieht’s in’s Café, wo wir noch 2 große Tische reserviert haben. Da drin ist’s gemütlich warm und wer will, kann einen Kaffee trinken und einen Kuchen essen. Das herzige kleine Tante-Luise-Lädle ist auch einen Besuch wert – an was erinnert uns das bloß?
Kurz vor halb vier – das Wetter wird langsam deutlich besser – packen wir wieder unsere Leiterwägele und ziehen zum Ausgang.und zurück zum Busparkplatz. Ahmed freut sich uns zu sehen, er hat die ganze Zeit im Bus auf uns gewartet. Wir hatten ihn zwar eingeladen, mit uns reinzugehen, aber vermutlich hatte er bei dem Sauwetter keine Lust und lieber eine Runde geschlafen.
Auf der Rückfahrt scheint die Sonne, die Kinder singen wieder, die Opas holen den Mittagsschlaf nach. Busfahren ist schön.
Ahmed ist so nett und hält erst mal in Krummhardt vor dem Lädle, damit alle aussteigen können, die nicht mit zum Greiner gehen können. So können wir auch unsere leeren Bierkisten usw. ausladen.
Dann fährt er uns nach Aichelberg zum Ochsen, wo wir ihn auszahlen mit 20 € Trinkgeld. Er freut sich sehr („jetzt kann ich endlich meinen Führerschein machen“) und verabschiedet sich samt Bus.
Punkt 16.30 Uhr fallen wir beim Greiner ein. Es läuft astrein im Ochsen im Nebenzimmer. Die Tische sind gedeckt, 2 Bedienungen umsorgen uns sehr aufmerksam, die Getränke und Essen kommen zügig (für die Kinder zuerst, wie sich das gehört!). Alles schmeckt prima. Wir sitzen gemütlich zusammen und besprechen den Tag. Und jetzt, wo wir so schön im Trockenen sitzen, hört man von allen Seiten: „es war ein sehr schöner Ausflug, das Wetter macht doch nix“.
Als es draußen dunkel wird, kommt das Highlight für die Kinder: die mit Spannung erwartete Fackelwanderung nach Krummhardt. Es ist ein schönes Bild, die hellen Lichter in der stockfinsteren Nacht. Auch wenn manche Omas ab und zu die Luft anhalten, wenn die Fackeln der eher temperamentvollen Buben sich nach unten biegen, die Kinder haben ihren Spaß und zwei Fackeln später kommen alle gut zuhause an.
Ein schöner Abschluss eines gelungenen Ausflugs!